Ein Roman über die Generation der Wendezeit. Damals und dreißig Jahre nach dem Mauerfall. Lesung und Gespräch
Moderation: Gudrun Dittmeyer
18. Oktober II kunstbühne portstrasse I Oberursel
Es sind die Jahre 1989-1992. Noch sind sie Schüler eines Elitegymnasiums in der DDR. Während alle mit dem ganz normalen Erwachsenwerden beschäftigt sind, mit ihren Freunden, ihren Lehrern, ihren Eltern, der ersten Liebe, den beruflichen Träumen, dem Platz im Leben, diskutieren die einen glühend systemkritische Gedanken in ihrer Stammkneipe, während andere noch ganz unschuldig einer sozialistischen Zukunft entgegensehen. Mauerfall und rasche Wiedervereinigung bringen Veränderungen, Möglichkeiten, Einschnitte, Risse, die zunächst noch nicht verstehbar, aber doch als Verwirrung spürbar sind.
Dann dreißig Jahre später: Die Helden in der Mitte ihres Lebens und mit reichlich Erfahrung im vereinigten Deutsch-land. Sind sie angekommen? In der neuen Welt? In der Freiheit? In der Liebe? Im Beruf? Bei sich? Dahinter Fragen wie: Welchen Wert hat unser früheres Leben? Verfolgt uns noch die Vergangenheit, oder verfolgen wir etwa sie? Dient sie uns als Rechtfertigung, für alles, was nicht richtig funktioniert? Fragen, die sich jede Generation der 40- bis 50-Jährigen stellt, die ihre Dringlichkeit aber gerade in den Biographien der Menschen mit ihrer “annullierten DDR-Jugend” wie durch ein Brennglas zeigt.
Kurz vor dem dreißigsten Jahrestag des Mauerfalls, hat Julia Schoch mit „Schöne Seelen und Komplizen“ einen Roman geschrieben, der auf subtile Weise den großen geschichtlichen Umbruch mit den individuell unterschiedlichen, aber äußerlich ähnlich bestimmten Lebenser-fahrungen einer ganzen Generation verwebt. Sie gibt den Protagonisten ihre eigenen individuellen Stimmen, ihren individuellen Ton und damit ihre ganz individuellen Geschich-ten. Und in dieser Stimmenvielfalt zeigen sich Facetten unserer aktuellen Gesellschaft.
Julia Schoch wurde 1974 in Bad Saarow geboren und lebt heute in Potsdam. Sie studierte Germanistik und Romanistik und verbrachte längere Aufenthalte in Paris, Bukarest und Kaliningrad. Seit 2003 ist sie freiberufliche Autorin und Übersetzerin für Literatur aus dem Französischen. Ihr Roman über ihre Kindheit und Jugend am Stettiner Haff „Mit der Geschwindigkeit des Sommers“ war 2009 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Der Roman „Seelen und Komplizen“ erschien 2018 und stand im April auf der Bestenliste des SWR. Gudrun Dittmeyer
Eine Lesung im Rahmen von: