Gelesen von Thomas Hupfer

05. Dezember 2019  II kunstbühne portstrasse I Hohemarkstraße 18 I Oberursel

 „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.“ Mit diesem ungeheuerlichen und doch scheinbar lakonisch-sachlich dahin geschriebenen Satz beginnt  „Die Verwandlung“ von Franz Kafka, wohl eine der bekanntesten Erzählungen der Weltliteratur. Sie ist das Produkt Kafkas lang erhofften literarischen Durchbruchs im Jahr 1912. Nun hat Kafka seine eigene Erzählweise gefunden: Er hat sich zum Meister der existentiellen, menschlichen Grunderfahrungen entwickelt. Im Bild des Käfers verdichtet der Prager Schriftsteller seine eigensten Existenzängste: sein Anderssein, seine Einsamkeit, seine Isolation. Gefühle der Nichtigkeit und des Ausgestoßenseins aus der Gemeinschaft der Menschen plagen ihn unendlich. Aber auch seine Abhängigkeit vom Schreiben und seine Furcht, darin zu scheitern. Was in „Die Verwandlung“ so irritierend real-irreal daherkommt, ist bis ins kleinste Detail autobiographisch verankert,  persönliche Lebensereignisse sind nahezu eins zu eins literarisiert. Paradoxerweise macht das den Text umso interessanter, gelingt es ihm gerade dadurch Überindividuelles, allgemein Menschliches zu transportieren.

Thomas Hupfers – Schauspieler, Sprecher und Regisseur – unter die Haut geht. Hupfer hat sich im vergangenen Winter im Rahmen seines „KAFKA“-Projekts (mit Achim Conrad), inszeniert für das freie werkstattTheater Köln, eingehend mit der „Verwandlung“ auseinandergesetzt. Es ist verblüffend welche irritiernde, ja beunruhigende Wirkungen, die Erzählung noch heute auslöst, welche aktuellen Fragen sie uns heute stellt. (Gudrun Dittmeyer)

 

Mit freundlicher Förderung durch den KSFO e.V.